Der Kritiker

Amoklauf auf Hiddensee: Was geschah im Nebelhaus?

Das Nebelhaus von Eric Berg Cover / Verlag: Limes

Der Autor Eric Berg hat mich mit Das Küstengrab im Frühjahr bereits überzeugt. Damals habe ich eine klare Leseempfehlung für seinen Thriller gegeben. Nun habe ich auch Bergs Erstling zwischen die Finger bekommen. Das Nebelhaus ist ein Thriller, indem Berg auf mehreren Zeitebenen einen Amoklauf auf der Ostseeinsel Hiddensee beschreibt.

Worum geht es?

Zwei Jahre nach einem Massaker auf der Ostseeinsel Hiddensee beginnt die freie Journalistin Doro Kagel mit der Recherche. Ihr Auftraggeber will zum Jahrestag der Blutnacht von Hiddensee eine umfangreiche Strecke bringen. Das Problem ist jedoch, Doro Kagel berichtet normalerweise aus Gerichtssälen. Der Mörder oder Gewalttäter steht dann schon fest, die Opfer auch.

Das ist bei Kagels neuem Auftrag anders. Der Fall ist nicht abgeschlossen. Die mutmaßliche Täterin liegt seit den Ereignissen auf der Insel rund um Das Nebelhaus im Koma. Was aber passierte wirklich beim Wiedersehen der Studienfreunde Timo, Philipp, Yasmin und Leonie im Nebelhaus auf der Ostseeinsel? Ein schrecklicher Verdacht keimt in der Journalistin Doro Kagel. Dann betritt sie Das Nebelhaus.

Was erwartet den Leser?

Zwei Erzählstränge werden von Eric Berg kunstvoll miteinander verwoben, die Recherchen von der Journalistin Doro Kagel auf der einen Seite und die der Studienfreunde auf der anderen

Das Nebelhaus von Eric Berg Cover / Verlag: Limes
Das Nebelhaus von Eric Berg
Cover / Verlag: Limes

Seite. Kunstvoll ist hier das richtige Wort. Es sind Orte, Gegenstände, manchmal auch Sätze oder eine Atmosphäre, die die Überleitung von einem Erzählstrang zum nächsten liefern. Der Plot ist sehr gut. Fast bis zum Ende ist unklar ob und wenn ja, warum die mutmaßliche Mörderin wirklich die Mörderin ist. Die Auflösung ist verblüffend, aber nicht aus dem Hut gezaubert. Sie erscheint menschlich.

Allerdings ist Das Nebelhaus auch in anderer Hinsicht kunstvoll. Die Sprache von Berg ist an einigen Stellen sehr detailliert. Um Atmosphäre zu schaffen, reicht es ihm nicht einige Elemente zu beschreiben. Es folgt dann eine längere Aufzählung. Doch nicht nur an diesen Stellen wirkt Bergs Sprache manchmal zu sehr geschliffen. Ein Beispiel:

„Leonie hielt sie lange fest umschlungen, als wäre es ihr eigenes Kind, beruhigte sie mit hundert trockenen Küssen auf den Scheitel und mit der ganzen Enzyklopädie der Tröstungen […]“

Das Fazit.

Der Plot und die Erzählung von Das Nebelhaus sind extrem gut gelungen. Die Charaktere werden sehr intensiv gezeichnet und tragen den Roman und dessen Handlung. Eric Berg bleibt dabei nicht eindimensional. Es sind die vielen unterschiedlichen Ebenen der Erzählung, die Das Nebelhaus zu einem gelungenen Roman machen.

Kurz: Spannend, zugleich atmosphärisch beklemmend. Sprachlich manchmal anspruchsvoll.