Ein Krieg, eine Intrige und viel Blut – das sind die Zutaten für Kiera Brennans Roman „Die Herren der Grünen Insel“. Im Jahr 1166 ist Irland in viele kleine Königreiche zersplittert und es gibt Krieg: Mal um Land, mal um Frauen. Immer jedoch geht es im Kampf um die Ehre der Krieger. Dabei schrecken die Herrscher auch nicht davor zurück, friedvolle Untertanen mit der eiskalten Klinge des Krieges zu erdrücken.
Doch während auf der grünen Insel das zarte Pflänzchen Frieden dann doch noch zu gedeihen scheint, spinnt ein Händler aus Dublin eine blutige Intrige und macht sich die Eitelkeit der Herren der Grünen Insel zunutze.
Bald schon droht Henry Plantagenet, der König von England, die Insel an sich zu reißen. Mitten in den Wirren des Krieges ist der grausame Krieger Ascall von Toora auf Beutezug. Einst wurde er gedemütigt, als er um die Hand einer Frau warb. Nun holt er sich sie mit Gewalt. Was Ascall da noch nicht weiß, sein Beutezug passt gut in das Mikado-Spiel der Könige. Wird nur ein Stäbchen gezogen, kann alles in Bewegung geraten.
Das Spiel der Pseudonyme
„Die Herren der Grünen Insel“ von Kiera Brennan reicht in der Qualität zwar nicht an Meisterwerke wie Ken Follets „Die Säulen der Erde“ heran, ist aber für Liebhaber historischer Romane definitiv der Buchtipp des Monats. Vorausgesetzt: Als Leser kann man die vielen Blutfontänen auf den grünen Wiesen Irlands verkraften.
„Die Herren der Grünen Insel“ ist zwar der erste Roman von Kiera Brennan, doch bei Weitem nicht der erste Roman der Autorin. Die heißt nämlich Julia Kröhn, wurde in Österreich geboren und lebt derzeit in Frankfurt am Main. Dass sie unter einem Pseudonym schreibt, ist jedoch keine Täuschung oder Intrige gegenüber ihren Stammlesern. Es ist vielmehr pure Kalkulation der Marketingstrategen des Verlags: Wenn Kiera Brennan auf dem Titel steht, denkt man schnell an Irland. Ganz anders dagegen, wenn Julia Kröhn auf dem Cover abgedruckt würde.
Blanvalet versucht daher gar nicht erst zu vertuschen, dass es sich bei dem Namen Kiera Brennan um ein Pseudonym handelt: „Kiera Brennan ist das Pseudonym einer erfolgreichen Bestsellerautorin, deren Romane bei zahlreichen deutschen Verlagen erschienen sind“, steht im Klappentext. Der Name Julia Kröhn fällt dort jedoch nicht.
Intensive Charakterzeichnung in „Die Herren der Grünen Insel“
Die Erfahrung von Julia Kröhn, die neben Kiera Brennan noch weitere Pseudonyme pflegt (etwa: Sophia Cronberg, Leah Cohn, Carla Federico oder Katharina Till), ist auch in „Die Herren der Grünen Insel“ zu spüren. Sie erzählt zwar von den Eroberungskriegen der Normannen auf der irischen Insel, allerdings aus Sicht der Iren. Dabei folgt sie Charakteren aus vier Familien über sechs Jahre hinweg. Den Kampf um die eine Krone schildert sie aus vielen unterschiedlichen Perspektiven.
Das führt jedoch dazu, dass sich die Ouvertüre des Romans in die Länge zieht. Der Wälzer, der mehr als 900 Seiten umfasst, entwickelt erst nach gut hundert Buchseiten seine Wucht und Faszination. Zuvor plätschert die Handlung nur vor sich hin – wenn auch in Flüssen aus Blut. Kiera Brennan alias Julia Kröhn weiß jedoch geschickt mit Cliffhangern zu arbeiten. Sie wecken die Ungeduld der Leser.
Die Charakterzeichnung ist der Autorin jedoch gut gelungen, wenn auch die Motivation etwa der Königstochter Aoife eher als fragwürdig betrachtet werden darf. Sicher Aoife zieht das Stäbchen aus dem Mikado-Haufen, aber was sie antreibt, wirkt zu konstruiert. Der Rest der Figuren agiert dagegen deutlich authentischer. Ihre Motivation ist nachvollziehbarer – auch, wenn bei dem grausamen irischen Kämpfer Ascall von Toora das Lebensmotto „Töte, was du liebst“, anfangs oberflächlich erscheinen mag.
Das Buch:
Kiera Brennan: Die Herren der Grünen Insel
Blanvalet, ISBN: 978-3-7645-0559-2