Gedanken

Heilig

Heilig: Buntglasfenster des Kölner Doms

Wann ist etwas „heilig“? Was ist „heilig“? Im Duden steht das Wort zwischen Heilgymnastik und Heiligabend. Letzteres beschreibt das Wunder der Geburt Jesu, aber auch die Heilgymnastik kann Wunder bewirken. Der Duden hilft mir also nicht weiter.

Dann jedoch entdecke ich einen Info-Kasten, der einige Beispiele enthält: „in heiligem Zorn“ lese ich dort ebenso wie „das Heilige Land“, der „Heilige Abend“, wie auch die „Heilige Schrift“, der „Heilige Gral“ und der „heilige Krieg“. In der deutschen Sprache kann man jemanden für heilig halten, oder sich als Katholik in Bayern über den Feiertag am 6. Januar, den Heiligen Drei Königstag, freuen.

Dieses Wie-Wort wird also häufiger genutzt, als es mir spontan einfiel. Die Beispiele zeigen aber auch, dass wir die Bedeutung dieses Wortes zu wenig hinterfragen. Wir zelebrieren dieses Wort, denken aber nicht darüber nach. Warum ist die Bibel, welche die christliche Friedensbotschaft enthält, heilig, wenn zugleich auch der Krieg heilig ist?

Etwas Besonderes wird damit bezeichnet

Auf der Suche nach Antworten schlage ich nun in einem Lexikon nach. Auf gut Glück tippen meine Finger die sechs Buchstaben in das Suchfenster bei dem Internetlexikon Wikipedia ein.

Dort erfahre ich, dass das Wort „heilig“ von dem Wort „Heil“ abstammt, womit etwas Besonderes bezeichnet wird. Zudem findet sich das Wort „heilig“ auch in dem englischen „whole“ (ganz) wieder, welches eine Ähnlichkeit zu „holy“ (heilig) aufweist.

Ein Heiliger ist also ein besonderer Mensch und wenn etwas heilig ist, dann ist es etwas Außergewöhnliches.

Wie ist das also mit den Heiligen Drei Königen? Nun ja, auch zurzeit von Jesu Geburt gab es mehr als drei Könige auf der Welt. Um jedoch diese besonderen drei Männer hervorzuheben, verlieh die Kirche ihnen das Prädikat „heilig“.

Heilig: Buntglasfenster des Kölner Doms
Buntglasfenster des Kölner Doms | Foto: Martin Krauß

Im Judentum gibt es das Wort „kaddosch“

Wenn der Papst im Vatikan einen Menschen heilig sprechen lässt, erklärt er also nur, dass dieser Mensch etwas Besonderes geleistet hat. Das ist also wie bei den Rittern, die im Mittelalter für besondere Verdienste den Ritterschlag als Auszeichnung erhielten.

Im Judentum gibt es das Wort „kaddosch“, das ebenfalls in seiner Bedeutung mit „besonders“ oder „das Besondere“ übersetzt werden kann.

„kaddosch“ wird im Judentum jedoch als deutliche Abgrenzung zum Weltlichen gesehen. Gott, der Heilige Vater, wird somit von den Israeliten, den weltlichen Menschen, unterschieden. Im Alten Testament wird dies deutlich, als Moses von Gott am Berg Sinai die zehn Gebote erhält.

Es behält eine gewisse Faszination

Das Adjektiv „heilig“ ist im heutigen Sprachgebrauch in der Regel jedoch für die Belange der Kirche reserviert. Das weltliche Leben ist nicht mehr „heilig“, sondern „wichtig“ oder „wertvoll“.

Egal, mit welchem Adjektiv wir versuchen „heilig“ zu umschreiben: Dieses Wort behält für uns Menschen immer eine gewisse Faszination. Es weckt unser Interesse und macht uns neugierig auf das Besondere und Spezielle.