Manchmal muss etwas Außergewöhnliches passieren, damit man begreift, was im eigenen Leben schief läuft. Dieser Gedanke liegt zumindest dem Jugendbuch „SWITCH!“ von Christian Bieniek zu Grunde.
Die Hauptperson Marvin ist verwirrt. Sein Vater erzählt nur von seinem Beruf oder dem Schützenverein. Sein Freund klammert sich nur an einen Manga-Dämon und das Mädchen, für das er sich interessiert, traut er sich nicht anzusprechen. Also fängt Marvin an zu grübeln.
Welchen Sinn hat das Leben, wo doch am Ende alle in einer Holzkiste landen und von Würmern verzehrt werden? Wieso Sport treiben, wenn man genauso gut die Zeit beim Beobachten des tickenden Sekundenzeigers totschlagen kann? Doch dann steckt Marvin plötzlich im Körper seines Geschichtslehrers und später im Körper des Mädchens für das er täglich die Rethelstraße mit dem Mountainbike entlangfährt – immer in der Hoffnung ihr zu begegnen. Es sind nicht nur diese beiden Körper, in denen Marvin aufwacht, doch es sind die entscheidenden.
Nicht die übliche Körpertausch-Geschichte
Christian Bieniek spielt in seinem Roman nur bedingt mit den üblichen Klischees bei Körpertauschgeschichten. Ihm geht es nicht darum, die Unterschiede zwischen Jungen und Mädchen in eine Komödie zu verpacken. Bienieks Jugendbuch ist vielmehr ein Selbstfindungstrip.
Leider jedoch ein Selbstfindungstripp, der nicht gerade durch eine flüssige und einfach lesbare Sprache glänzt. Nein, Bieniek hat keine abgehobene Sprache gewählt. Es ist eher der Stakkato-Stil, der es dem Leser schwer macht das Buch dran zubleiben.
Telegramm-Stil erschwert das Lesevergnügen
Bieniek versucht in „switch!“, die Gedanken des Jugendlichen Marvins abzubilden. Aber Passagen, wie:
„Montag. Jakobs Straßenbahn hat Verspätung. Wie immer. Es regnet. Mir ist kalt. Ich habe Zahnschmerzen. Egal. Ich schaue auf die Uhr. Der Sekundenzeiger startet gerade zur nächsten Runde. Zehn Sekunden. Zwanzig. Dreißig. Vierzig. Fünfzig.“
… erzeugen keine Spannung. Hinzu kommt, dass es keinen Gegenspieler gibt. Der Gegenspieler von Marvin ist er selbst. Und der Ich-Erzähler (Marvin) ist eher als seltsam, merkwürdig und auch langweilig zu beschreiben. So braucht das Buch 40 Seiten um mit der eigentlichen Handlung zu beginnen. Dann erst greift die Neugierde, was Marvin in den Körpern seines Lehrers und seiner Mitschüler erlebt.
Für Jugendliche, die dennoch neugierig auf die Reise des seltsamen Marvins sind, lohnt sich das Buch trotzdem. So seltsam Marvin auch sein mag: In ihm kann sich jeder Jugendliche ein Stück weit wiedererkennen.
Das Buch:
CHRISTIAN BIENIEK: SWITCH !
Fischer Taschenbuchverlag, ISBN: 978-3-596-80522-8
Update: Wie mir der Verlag auf Anfrage mitteilte, ist das Buch inzwischen vergriffen. (Stand: 30.01.2013)