Jona hat eine geheime Leidenschaft. Manche würden sagen, er ist ein Spanner. Jona ist von der Technik fasziniert. Der Siebzehnjährige hat ein drittes Auge, eine Kamera-Drohne, die er auf Erkundungstour losschicken kann. Elanus heißt das gute Stück. Jona hat seine Drohne nach einer amerikanischen Raubvogelart benannt. Als der Siebzehnjährige bei seinen neuen Gasteltern in der fremden Stadt ankommt, packt er seine Drohne aus und lässt sie fliegen. Er ahnt nicht, dass Elanus bald zu einer Gefahr für ihn wird. Jona überwacht nicht nur selbst. Jemand ist auch hinter ihm her.
Für den hochbegabten Jungen, der zwar eine schnelle Auffassungsgabe hat, ist das eine dicke Nuss. Die lässt sich nämlich mit mathematischem Sachverstand nur schwer lösen. Um sich selbst zu retten, muss sich Jona auf ein Terrain vorwagen, auf dem er eine absolute Niete ist – mit anderen Menschen reden und diese dabei nicht dumm aussehen lassen.
Ursula Poznanski lässt die Drohne fliegen
Das Jugendbuch von Ursula Poznanski pendelt zwischen einer jugendlichen Romanze und der wichtigsten ethischen Frage der modernen Technik: Ist alles erlaubt, was möglich ist? Poznanski verbindet diese Frage zudem noch mit einem spannenden Kriminalfall. So entsteht eine überzeugende Mischung, die auch Lesemuffel vom Smartphone-Bildschirm hervorlocken kann. Die Spannung wird von der Autorin dabei sehr fein dosiert. Sie ist nicht immer direkt greifbar, vielmehr entsteht sie zwischen den Zeilen. Das Buch aus der Hand zu legen wird mit jeder Seite schwerer.
Poznanski hat Jona dabei sowohl als Besserwisser und Spanner angelegt als auch als Held. Zugleich macht die Autorin es den Lesern jedoch – gerade zu Beginn – nicht leicht, Jona zu mögen. Er ist der typische Klugscheißer, den keiner gerne hat. Doch das ist nur eine Seite: Jona ist zu schüchtern, um einfach auf ein Mädchen zuzugehen. Der Nerd spioniert seine Kommilitoninnen lieber mit der Drohne Elanus aus. Das gibt ihm ein Gefühl von Sicherheit, von Überlegenheit.
Indem Poznanski jedoch einen dieser Flüge mit der Drohne schief gehen lässt, wird der nerdige Spanner mit seinem ethisch fragwürdigen Verhalten konfrontiert. Poznanski schwingt dabei nicht die rabiate Moralkeule, vielmehr schafft sie ein Szenario, das den jugendlichen Leser selbst in eine Auseinandersetzung mit dem Thema Überwachung und Kontrolle zwingt. Während Jona sehr detailreich gezeichnet ist, gerät allerdings mancher Nebencharakter in den Hintergrund.
Das Buch:
Ursula Poznanski: Elanus
Loewe Verlag, ISBN: 978-3-7855-8231-2
Klappenbroschur mit Spotlack und Prägung
Jens Wawrczeck überzeugt im Elanus-Hörbuch
Gerade, weil die männlichen Jugendlichen eher zu den Lesemuffeln zählen, ist es wichtig, dass die Hörbuchfassung dieses Romans eine spannende Interpretation des Stoffs ist. Hier kann Jens Wawrczeck punkten. Seine Stimme ist vielen Jugendlichen von der Hörspielreihe „Die drei ???“ bekannt, da er dort die Rolle des zweiten Detektivs Peter Shaw spricht.
Wawrczeck ist zwar weniger Stimmkünstler als sein „Die drei ???“-Sprecherkollege Andreas Fröhlich, der in seinen Hörbüchern seine Stimme so stark variiert, dass aus dem Hörbuch vermeintlich ein Hörspiel wird. Doch gerade die zurückhaltende Art von Wawrczeck, der seine Stimme nur dosiert den Charakteren anpasst, sorgt für die richtige bedrohliche Stimmung bei „Elanus“. Jens Wawrczeck lässt die Geschichte wirken und tritt als Vorleser angenehm in den Hintergrund.
Wer also ein Geschenk für einen männlichen Jugendlichen sucht, der zwischen 13 und 17 Jahre alt ist, kann bei Elanus nicht viel falsch machen. Der Roman – wie auch das Hörbuch – bringen die ideale Mischung aus Nerd-Themen und normalem Leben mit sich. Die Spannung steigt dabei mit jedem Kapitel weiter an.
Das Hörspiel:
Ursula Poznanski: Elanus
Der Hörverlag, ISBN: 978-3-8445-2322-5
1 mp3-CD / Vollständige Lesung
Gelesen von Jens Wawrczeck