Meine Semesterferien gehen zu Ende und das nächste Projekt („Journalismus für Kinder“) steht an. Daher habe ich mir die März 2012 Ausgabe des Kinder Echo, einer Beilage der Echo Zeitungen, genauer angeschaut. Die Echo Zeitungen gehören zur Unternehmensgruppe Medienhaus Südhessen.
Erster Eindruck
Die Beiträge sind verständlich, gut bebildert und mit Info-Kästen für notwendige Erklärungen versehen. So auch bei dem Beitrag „Früher ein gefürchteter Vogel / Uhus wären fast ausgesto(r)ben, jetzt gibt es wieder viele, nur sehen kann man sie kaum“ (Anmerkung: das „r“ ist eingeklammert, da es von mir ergänzt wurde.)
Das Foto zeigt die obere Hälfte des genannten Beitrags, wie er in der Märzausgabe des Kinder Echo vom 14.03.2012 veröffentlicht wurde. Diesen zwei Seiten langen Beitrag fand ich gelungen. Ich blätterte um und war interessiert, was auf der nächsten Doppelseite geboten wird.
Auf Seite 10 war ein Bilderrätsel abgedruckt, ein Suchbild und der Buchstabensalat. Auf Seite 11 der Ausgabe wurde ich jedoch stutzig.
Dreiste Werbung
Die Überschrift lautete „Familientag bei Mercedes“ und die Unterzeile „Eltern und Kinder können die neue B-Klasse ausprobieren und einen Ausflug gewinnen“.
Die rechte untere Ecke der Seite (siehe Bild) zierte dabei eine Anzeige zur neuen B-Klasse von Mercedes-Benz.
Ich begann den Text zu lesen:
„Euer Papa liebt Autos und euer Auto ist echt zu klein geworden, seit der kleine Bruder da ist? Dann kommt doch am Samstag (17.) zu Mercedes Benz in die Rheinstraße 100 in Darmstadt.“
Einige Zeilen später heißt es dann:
„Zu sehen gibt es auch die neue B-Klasse, die als Familienauto gilt, weil sie unter anderem euch und euren Geschwistern viel Platz bietet. Und wenn Papa oder Mama auf langen Autofahrten müde werden, helfen ein Müdigkeitswarner, eine Spurführungshilfe und eine Abstandskontrolle mit Notbremsfunktion, dass ihr alle sicher ans Ziel kommt.“
Hatte ich mich verguckt? Die Anzeige für die Mercedes B-Klasse war doch rechts unten auf der Seite. Durch den werbenden und nicht journalistischen Ton des Textes aufmerksam geworden, scannte ich nun die Seite intensiver. Unter dem Bild links unten steht der Vermerk „Fotos: Mercedes“.
Konnte es sein, dass das Medienhaus Südhessen den Kindern hier eine als redaktioneller Beitrag aufbereitete Anzeige unterjubelte? Typ, Farbe und Layoutart der Überschrift, der Unterüberschrift, der Fotos und auch des werbenden Textes sind nicht vom selbst erstellten redaktionellen Content zu unterscheiden. Ein Blick auf die beiden Fotos oben beweist das.
Versteckter Hinweis
Dann finde ich in der rechten oberen Ecke den Hinweis „Anzeige“, den ich für euch links auf dem Bild noch einmal mit einem roten Pfeil markiert habe.
Ich finde, dass die hier vom Verlag gewählte Vorgehensweise kritisch ist. Kindern, die nicht so einfach Werbung und unabhängige Information in Form von journalistischen Beiträgen unterscheiden können, so etwas unterzujubeln ist dreist.
Selbst als erwachsener Leser habe ich den Hinweis, dass es sich bei der ganzen Seite um eine Anzeige handelt, nicht direkt wahrgenommen. Aus meiner Sicht ist hier nicht deutlich erkennbar gekennzeichnet, dass es sich bei der ganzen Seite um eine Werbeanzeige handelt. Das Verlagshaus sollte bei ihrer Kinderbeilage auf solche Anzeigenverkäufe in Zukunft verzichten.