Medien

Kindermagazin-Check: ZEIT Leo

Zeitschriften für Kinder

Erster Eindruck

Das Heft ZEIT Leo Ausgabe Nr. 2/2012 erscheint in der Haptik, aber auch im Visuellen als umfangreich. ZEIT Leo hat eine geleimte Bindung. Auf der Vorderseite des Heftes klebt ein kleines Gesangsheftchen.

Trennt man es ab, hat man den vollen Blick auf das Covermotiv. Darauf posten ein Mädchen und ein Junge mit T-Shirts, welche die Aufschriften „Ich kann das!“ und „Ich auch!“ tragen. „Was es bedeutet, sich stark und mutig zu fühlen“ ist das Titelthema des Heftes.

Beim Durchblättern des Heftes stößt man auf eine Leseprobe des Buches „Marcus Gladiator – Kampf für Freiheit“ von Simon Scarrow, das auf einer ganzseitigen Anzeige des Buchverlags aufgeklebt ist. Zudem ist später eine Postkarte zum Abonnieren der Zeitschrift auf einer ganzseitigen Anzeige der ZEIT aufgeklebt.

Dem Heft selbst liegt zudem „Das Verrückte-Viecher Quartett“ bei, in dem Kinder mit kuriosen Tieren konfrontiert werden. Sei es der Weihnachtsbaumwurm, der Ruderfrosch, die Seewespe, oder auch das Faultier.

Das Heft ist zwar mit 82 Seiten dick, wirkt aber nicht überfrachtet.

Fakten und Rahmendaten

  • Leo erscheint alle 2 Monate neu.
  • Leo richtet sich laut Empfehlung der Stiftung Lesen an Kinder ab 9 Jahren. Die Empfehlung der Stiftung ist auf dem Cover aufgedruckt.
  • Leo hat drei Ressorts: „erleben“, „verstehen“, „was tun!“
  • Ein Heft kostet 4,90 Euro in Deutschland.
  • Die Ausgabe Nr.2/2012 ist 82 Seiten dick.

Text-Layout

Das Layout des Heftes ist eher nüchtern gehalten. Die Beiträge sind in ein zweispaltiges Layout mit 53 Anschlägen pro Zeile gesetzt. Es wird eine Serifenschrift in angenehm lesbarer Größe eingesetzt.

Längere Texte werden durch Absätze strukturiert, bei denen die ersten 19 bis 25 Zeichen größer und fett gedruckt sind. Das Ende eines Textes wird durch einen farbigen gefüllten Kreis gekennzeichnet.

Grafik-/ Bild-Layout

Häufig finden sich in Zeit Leo ganzseitige Abdrucke von Fotos. Diese werden für die Titel und Untertitel der Geschichten eingesetzt oder zeigen Kinder und Jugendliche, die über sich selbst erzählen.

Zeitschriften für Kinder
Zeitschriften für Kinder: „Dein Spiegel“, „Zeit Leo“, „GEOlino extra“, „Spektrum NEO“, „GEOlino“ | Foto: Martin Krauß

Bei der Titelgeschichte „Ich kann das!“ sind auf den ersten fünf Seiten Ganzkörperportraits von Kindern zu sehen, die mutig waren und eine Angst bekämpft haben. Sprechblasen, die die Geschichten der Kinder enthalten, wurden jeweils über einen Teil der Portraits gelegt.

Die genutzten Bilder sind jedoch nicht ausschließlich Aufnahmen von Profi-Fotografen. Der Beitrag „Mein Leben nach Fukushima“, in dem der 12 Jahre alte Kojun über seine Erlebnisse nach dem Tsunami berichtet, enthält auch Bildmaterial, das der Junge aufgenommen hat.

Die Fotografen sind bei größeren Geschichten in der Autorenzeile genannt. Bei kleineren Beiträgen befinden sich die Quellenangaben senkrecht zum Fließtext unter dem Label „Fotos:“.

Neben einem Comic, taucht passend zum Namen des Magazins auch ein Löwe mehrfach auf. „Leo springt über unsere Seiten und mischt sich gern mal ein“, schreibt die Redaktion dazu auf Seite 3 des Hefts.

Themenwahl

Bei ZEIT Leo handelt es sich um ein multithematisches Magazin, dessen Beiträge den Ressorts „erleben“, „verstehen“ und „was tun!“ zugeordnet sind. Die Kinder bekommen in einem Inhaltsverzeichnis einen Überblick, was sie im Heft erwartet. Die Beiträge werden durch die Farbe der Überschrift den Ressorts zugeordnet.

Die Zeit Leo-Redaktion schreckt bei ihrer Themenwahl auch nicht vor schwierigen Themen, wie den Tsunami in Japan oder Neonazis zurück.

Themen, nach ihrer Reihenfolge im Heft:
Malte fragt… Sebastian Vettel: „Hast du manchmal Angst“, In der Affenschule, Meine zwei Mamas, Sing!, „Und, wie war das Buch?“, Ich kann das! – Was es bedeutet, sich stark und mutig zu fühlen, Welcher Könner-Typ bist Du?, Erwachsene verstehen, Mein Leben nach Fukushima, „Guck mal, Kunst!“, Ei sucht Tier, Gefährliche Kameraden, Ist Ordnung Jungssache oder Mädchensache?, „Ich will Profi werden!“, Fischstäbchen, „Was ist Ihr Lieblingstier?“, Mit allen Sinnen, Selbermachen – Garten in der Kiste, Was soll ich …?

Wie Kinder angesprochen werden

Szenische Einstiege finden sich bei Zeit Leo nicht nur beim Aufmacher. Durch diese Art des Einstiegs bekommt man als Leser das Gefühl eine Geschichte erzählt zu bekommen und glaubt manchmal dabei zu sein, etwa „In der Affenschule“ auf Borneo.

Die Redakteure übertreiben es mit dem „Geschichten erzählen“ jedoch nicht. Sie legen Wert auf interessante und spannende Einstiege, kommen aber trotzdem schnell auf den Kern des Themas zu sprechen. Dabei hilft auch der einfache Satzbau, der allerdings nie in einen Telegrammstil verfällt.

Neben den Protokollen, in denen Kinder erzählen, vermeiden die Redakteure auch in ihren eigenen Beiträgen eine onkelhafte Ansprache. Beim Lesen entsteht dadurch das Gefühl ernst genommen zu werden.

Leseeindruck

Positiv ist mir die große Themenvielfalt aufgefallen, wobei gerade die Geschichten über die Neonazis und über Fukushima gut gemacht sind. Die Kinder werden mit der Realität konfrontiert und können nach der Lektüre verstehen, worum es bei diesen Themen geht.

Bei „Gefährliche Kameraden“, dem Beitrag mit der höchsten Moralkeulen-Gefahr, wird den Kindern sachlich erklärt wie Neonazigruppierungen vorgehen und was man tun kann, um menschenverachtende Ansichten entgegen zu treten:

„Wenn ein Schüler mit Kleidung, auf der rechtsextreme Symbole sind, zum Unterricht kommt oder sich ausländerfeindlich äußert, dann tagt bei uns der Schülerrat“,

sagt Jana Kießling in dem ZEIT Leo Beitrag. Kießling „arbeitet an einer Schule in einer Kleinstadt im Nordwesten Sachsen-Anhalts.“

Mit dem Schülerrat ist dabei eine von allen Schülern gewählte Vertretung gemeint, die im Namen aller nach einer Lösung sucht. Den auffälligen Schülern werde dadurch deutlich gemacht:

„Nicht nur die Lehrer und der Direktor finden seine Einstellung furchtbar, auch die große Mehrheit der Mitschüler.“

Die ZEIT Leo -Beiträge enden in der Regel mit einem positiven Blick in die Zukunft oder einem Tipp, der die Kinder nicht haltlos in der Unsicherheit schweben lässt.

Als schwächere Beiträge empfand ich im Heft die beiden Sportthemen: „Malte Arkona vom KI.KA. fragt Sebastian Vettel“ und „Ich will Profi werden!“. Ersteres ist ein einseitiges nicht griffiges Interview, letzteres ein Reportageporträt über einen 16 Jahre alten Schüler des Fußballinternat auf Schalke.

Der Fußball-Text ist zwar gut geschrieben, aber die Identifikation mit dem Thema und mit dem älteren Protagonisten erscheint mir schwierig. Die anderen Beiträge vermitteln stärker den Eindruck bei den 8-13 Jährigen interessant zu sein.  Beim Fußballinternat sehe ich den Anknüpfungspunkt an die Zielgruppe jedoch nicht so stark gegeben.

Update (08.04.2012, 18.00 Uhr):

Online

Auch für Kindermedien wird es immer relevanter auch online präsent zu sein. Ich werde daher den Kindermagazin-Check auch um dieses Kriterium ergänzen.

Während ich mir gewünscht hätte, dass ZEIT Leo bereits vor 13 Jahren auf dem Markt gewesen wäre, überzeugt der Online-Auftritt leider nicht.

Hier werden lediglich PDF-Leseproben aus dem Heft angeboten, die zum Teil nicht vollständig sind. Der Besucher wird ansonsten vor allem zum Abonnement des Magazins eingeladen.

Alles in allem ist die Website von ZEIT Leo keine Website für Kinder und auch für Eltern, die mit dem Gedanken spielen das Heft zu abonnieren, ist sie nicht überzeugend.


*aktualisiert: 19.10.2013, 14.25 Uhr