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Presseschau: Die Frankfurter Rundschau hat Insolvenz angemeldet – Was die Konkurrenz schreibt

Zeitungen | Foto: Martin Krauß

Gestern wurde bekannt, dass der Verlag der Frankfurter Rundschau beim Amtsgericht Frankfurt einen Antrag auf Insolvenz gestellt hat. Wie haben andere Zeitungen diesen Schritt kommentiert? Der Zeitungsbranche geht es insgesamt nicht gut.

Zeitungen | Foto: Martin Krauß
Zeitungen | Foto: Martin Krauß

FAZ

Werner D’Inka schreibt in der zweiten überregionalen Zeitung aus der Main-Metropole Frankfurt über die Ursachen: „Allgemeine und besondere Ursachen kommen zusammen. Die deutschen Tageszeitungen – nicht jede einzelne, aber die Gattung insgesamt – verliert Leser. Dieser Entwicklung, deren Ursache nicht nur das Internet ist, war die ‚Frankfurter Rundschau‘ im Besonderen ausgesetzt.“ Das linksgrüne Blatt habe eine bleierne Phase durch gemacht, in der die Zeitung „für viele schlicht langweilig, weil vorhersehbar wurde, während auf ihrem politischen Terrain die ‚taz‘ frischer und frecher wirkte“, schreibt die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“. Als die Zeitung „wieder munterer“ geworden sei, sei es zu spät gewesen.

FTD

Die Financial Times Deutschland (1), die Beobachtern zu Folge ebenfalls finanzielle Probleme hat, kritisiert die Strategien der Verleger. „Mit der Pleite des linksliberalen Vorzeigeblatts ist eine von viele Deutschen Zeitungsverlegern verfolgte Strategie spektakulär gescheitert: Statt in die digitale Zukunft der Printmarken zu investieren, konzentrierten sich zahlreiche Verlage zuletzt vor allem auf Sparmaßnahmen, um so trotz sinkender Verkaufszahlen die Renditen der Printtitel zumindest kurzfristig stabil zu halten.“ Bei der „Frankfurter Rundschau“ hätten die Gesellschafter jedoch das Sparpotential längst ausgeschöpft gehabt, schreibt die FTD.

TAZ

Die „taz“ analysiert: „Die Ursache für den Niedergang der einst stolzen linksliberalen Zeitung FR liegen aber schon viel länger zurück. Die Verantwortlichen verpassten, das Blatt zu modernisieren. Die „Frankfurter Rundschau“ stand für einen festgefahrenen Gewerkschaftsjournalismus, dem ein zeitgemäßes, debattenfreudiges Selbstverständnis fehlte.“ Daran habe auch die Fusion mit der „Berliner Zeitung“ nichts geändert. „Der Versuch, dieses Manko mit der Einführung des kleinen Tabloid-Formats wettzumachen, ging endgültig nach hinten los“, schreibt Ines Pohl und erklärt, mit dem neuen Format habe die „FR“ 2007 „Selbstmord aus Angst vor dem Tod“ begangen und sich „von der Bühne ernst zu nehmender Qualitätstitel“ verabschiedet.

ND

Das Neue Deutschland kritisiert die Zusammenarbeit mit der „Berliner Zeitung“: „Eine unfreiwillige Aussage dieses Artikeltauschs war: Zeitungen sind keine originellen Orte mehr, die andere: Im Grau des Politischen wird auch die Zeitung grau. Da hilft auch kein farbiges Layout mehr – farbig müssen die Inhalte, die Meinungen sein, nachhaltigen Lese- und Gedankenstoff müssen sie bieten, um im Daseinskampf gegen das Internet bestehen zu können.“

SZ

Die Süddeutsche Zeitung schaut auf die Rolle des Verlegers Du Mont: „Als Patron, als einer der Letzten vom alten Verleger-Schlag, wusste er längst, dass Zeitungen ‚keine normalen Unternehmen‘ sind. Aber er hat die Probleme der ‚Frankfurter Rundschau‘ unterschätzt. Der Minderheitseigner dort, die SPD-Holding DDVG, war zuletzt Verlusten gegenüber wohl unempfindlicher als der Patriarch – der auch seine anderen Zeitungstitel liebt.“

Die Kommentare stammen aus den Printausgaben der jeweiligen Zeitungen vom 14. November 2012. Soweit möglich, wurden die Kommentare zum Nachlesen verlinkt. Die Presseschau kann nur einen Ausschnitt der jeweiligen Kommentare darstellen. Ich empfehle daher das Lesen der vollständigen Kommentare.


(1) Der Beitrag ist unter „http://www.ftd.de/print-archiv/?artID=2104319&day=14&month=11&year=2012&pagenum=5&timeframe_all=false“ nicht mehr online erreichbar.

(aktualisiert am 22.09.2013, 14.10 Uhr)