Der Kritiker

Timm Thaler – Das verkaufte Lachen: Ein Musical von Xavier Naidoo und Markus Heitz

Lachen ist die beste Medizin. Aber was bleibt, wenn man sein Lachen verkauft hat? Diese Erfahrung muss Timm Thaler machen – sein Markenzeichen war bisher ein erfrischendes und glückliches Kinderlachen. Doch der Baron Lefuet – rückwärts gelesen offenbart sich dessen wahre Natur – bringt den Jungen zu einem Handel: Timms Lachen gegen die Fähigkeit, jede Wette dieser Welt zu gewinnen. Die Schulden seines verstorbenen Vaters bringen den Jungen dazu, den Deal einzugehen.

Bald merkt er aber, was dies für ihn bedeutet. Freude ist dem Jungen seit dem Deal unbekannt; er will sein Lachen zurück. Einfacher gesagt, als getan. Wer sich mit dem Teufel anlegt, braucht schon eine besondere List.

Eine neue Erfahrung mit dem verkauften Lachen

Die Geschichte stammt aus einem Roman von James Krüss und erschien erstmals 1962. Der Bestseller Autor Markus Heitz hat nun mit den Musikern Xavier Naidoo und Michael Herberger (beide von der Gruppe Söhne Mannheims bekannt) ein modernes Musical aus der Romanvorlage geschaffen. Welt-Uraufführung war am 16. November 2013 am Staatstheater im südhessischen Darmstadt.

Während den älteren Besuchern des Muscials noch sehr gut die Verfilmung des Stoffs als Fernsehmehrteiler mit Thomas Ohrner aus dem Jahr 1979 präsent sein dürfte, schaffen Heitz und Naidoo für die heutigen Kinder und Jugendlichen die erste Erfahrung mit der Geschichte. In der Inszenierung des Staatstheaters Darmstadt macht sich dann auch das Jahr 2013 bemerkbar.

Aus der Pferderennbahn von damals ist nun ein Spielcasino geworden. Ein Smartphone ist auf der Bühne ebenso im Einsatz, wie auch die Internet-Telefonie-Software Skype, deren Klingelton in der zweiten Hälfte des Stücks ertönt. Hinzu kommt ein abstraktes Bühnenbild und auch Stroboskop-Licht, das während des Musicals zum Einsatz kommt.

In den Songs ist Xavier Naidoo präsent

Musikalisch bietet die Musical-Inszenierung viel vom bekannten Sound des Musikers aus Mannheim. Gerade in der ersten Hälfte des fast dreistündigen Musicals erinnern Textzeilen, wie:

„Siehst du was diese Ohnmacht,
aus deinem Sohn macht“

(Einen Ausschnitt gibt es in einem Bericht des hr-fernsehens auf YouTube.)

an den Stil von Naidoo. Vieles wiederholt sich, die Texte und Melodien sind eingängig. Wer etwa das Lied „Dieser Weg“ aus dem Jahr 2005 noch im Ohr hat, wird sich zu Beginn des Musicals daran erinnern.

Doch mit dem Voranschreiten der Geschichte werden die Melodien und Texte der Songs differenzierter. Die unterschiedlichen Charaktere des Stücks zeigen die Vielfalt des Musicals. Naidoo spiegelt die Entwicklung des jungen Tim Thaler gekonnt in seiner Musik. Dabei weiß auch die Besetzung – Jungdarsteller, wie routinierte Musicalsänger – zu überzeugen und für Begeisterung bei den Zuschauern zu sorgen.

Benedikt Ivo | Timo Verse (Timm Thaler), Stephan Bootz | Franz Nagler (Baron), Bettina Meske | Stephanie H. Tschöppe (Karin Thaler), Karl Grunewald | David Pichlmaier (Felix Thaler), Devi-Ananda Dahm | Michèle Fichtner (Marie), Karl Grunewald | Alexander di Capri (Alexander), Elisabeth Sikora | Hannah Garner (Lilith/Saskia)

Noch bis Anfang April ist das Musical am Staatstheater Darmstadt zu sehen, bevor es als nächstes im Stadttheater Brno (Brünn) auf die Bühne gebracht werden soll.

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